Das Zentrum der Einsiedler Pferdezucht .

1064 n. Chr. wurde der Marstall in einer Königsurkunde erstmals erwähnt. Seither werden in den Klostermauern ununterbrochen Pferde gehalten, gezüchtet und ausgebildet - früher vom Kloster Einsiedeln, heute von der Marstall Kloster Einsiedeln GmbH. 

Der Marstall von Einsiedeln ist damit das älteste aktive Gestüt Europas und Hüter der ersten Zuchtbücher unserer Zeit. Heute ist er ein moderner Pferdebetrieb und ein beliebtes Ausflugsziel bei jung und alt.

Publikumsmagnet für jung und alt

Mit dem Wandel vom verlässlichen Transportmittel und Mithelfer in der Landwirtschaft zum Freizeitpartner verlor das Pferd für die Klostergemeinschaft an Bedeutung. Gleichzeitig wuchs das Bewusstsein für das einzigartige lebendige kulturelle Erbe aus 1000 Jahren Pferdehaltung. 2001 wurde der ehrwürdige Stalltrakt mit dem prächtigen Kreuzgewölbe komplett renoviert und das Betriebskonzept erweitert. Die Marstallgebäude wurden vom Kloster an die Marstall Kloster Einsiedeln GmbH vermietet. Diese führt heute die traditionelle Einsiedler Zucht weiter und betreibt einen Pensionsstall sowie eine Reitschule.

 

Die Stallungen im Hinterhof des Klosters sind tagsüber für Besucher frei zugänglich. Von April bis September können die Fohlen mit ihren Müttern je nach Tageszeit auf den Weiden oder in den Stallboxen betrachtet werden. Auf Anmeldung werden Führungen angeboten. Mehr Informationen zum Marstallbetrieb finden Sie unter www.marstall-einsiedeln.ch.


Traditionelle Stutenlinien des Klosters

Der Marstall kann mit einer einzigartig langen Existenz aufwarten und verfügt über die ältesten Pferdestammbäume Europas. Das Kloster dokumentierte seine Zuchtaktivitäten seit frühester Zeit und übernahm damit eine Vorreiterrolle in Europa. Als erstes Zuchtbuch überhaupt gilt das 1655 von Statthalter Pater Joseph Reider begonnene Handbuch.
1840 wurde das Zuchtbuch A und 1863 das Zuchtbuch B eröffnet. Die Abstammung der heutigen Pferde aus den Stutenlinien Klima, Quarta und Sella kann lückenlos bis in diese Zuchtbücher zurückverfolgt werden.
Jedes Jahr wird ein neues Stück lebendige Geschichte hinzugefügt, wenn im Frühling auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Marstall Kloster Einsiedeln GmbH die Fohlen zur Welt kommen...


Edelste Stallungen

Kurz nach Fertigstellung der barocken Klosterkirche wurde nach 1700 das heutige Stallhauptgebäude im selben Stil erbaut. Kreuzgewölbe und Bogenfenster verleihen den Räumlichkeiten einen majestätischen Hauch. Wenn man bedenkt, dass vor der Verbreitung der Motorisierung Kraft und Mobilität von den Pferden abhingen, ist verständlich, dass einflussreiche Orte und Fürstenhäuser zu jener Zeit grossen Wert darauf legten, dass auch die Unterkünfte der Pferde die Stellung des Hauses repräsentierten. 


Der Marstall als Pferdezentrum der Innerschweiz

Die Aktivitäten im Marstall des Klosters Einsiedeln beeinflussten früher die Pferdehaltung in der ganzen Umgebung. Bauern liessen ihre Stuten von den Einsiedler Klosterhengsten decken und verkauften wiederum ihre besten Pferde ans Kloster. Kombiniert mit der geografischen Lage am Eingang des Gotthardpasses entwickelte sich Einsiedeln zum Pferdezentrum der Innerschweiz. Schon im 14. Jh. überquerten rund 16'000 Personen und 9'000 Pferde jährlich den Gotthard. 1850 waren es bereits rund 70'000 Postreisende, die mit Hilfe von Pferden über die Passstrasse reisten.

Dadurch wurden die Einsiedler Pferde und der Klostermarstall als Herzstück dieser Zucht europaweit bekannt.


Königlicher Start

1064 wurde dem Kloster Einsiedeln mit einer Königsurkunde von Heinrich IV. das Recht für das Hofamt eines Marschalls verliehen. Der Marschall hatte die Oberaufsicht über das Gestüt und begleitete den Abt auf seinen Reisen. Es war ein höchst angesehenes Amt und wurde an politisch einflussreiche Adelsleute vergeben. Marschall und auch Marstall stammt vom germanischen Wort "Marach - Pferd" ab. 

Pferdezucht war eine Domaine der Vermögenden. Der Kauf von geeigneten Hengsten, die oft aus entfernten Gebieten wie England oder Frankreich angeschafft wurden sowie die Haltung der Zuchtpferde waren kostspielig, so dass sich lediglich reiche Klöster und Grossgrundbesitzer die Pferdezucht leisten konnten. Im Gegenzug war die Nachfrage nach ausgebildeten Pferden in den Adelshäusern gross, so dass der Verkauf auch guten Erlös abwarf, wie noch vorhandene Kaufverträge eindrücklich aufzeigen.